Grundlagen des Innenputzes
Innenputz dient nicht nur der optischen Gestaltung, sondern erfüllt wichtige bauphysikalische Funktionen. Er reguliert die Luftfeuchtigkeit, schützt das Mauerwerk und schafft eine ebene Oberfläche für weitere Bearbeitungen.
Funktionen von Innenputz:
- Schutzfunktion: Schutz des Mauerwerks vor mechanischen Einwirkungen
- Klimaregulierung: Feuchtigkeitsausgleich im Raum
- Wärmedämmung: Zusätzliche Isolierung
- Schallschutz: Verbesserung der Akustik
- Brandschutz: Erhöhung der Feuerwiderstandsklasse
- Gestaltung: Basis für Tapeten oder Anstriche
Putzarten im Überblick
Die Wahl des richtigen Putzmaterials hängt von verschiedenen Faktoren ab: Untergrund, Raumklima, gewünschte Optik und Budget.
Gipsputz
Eigenschaften:
- Schnelle Abbindung (2-4 Stunden)
- Glatte, feine Oberfläche
- Gute Verarbeitbarkeit
- Atmungsaktiv
- Nicht wasserbeständig
Geeignet für:
Wohnräume, Schlafzimmer, Büros (nicht für Feuchträume)
Kosten:
8-15 €/m² (Material + Arbeit)
Kalkzementputz
Eigenschaften:
- Hohe Festigkeit und Härte
- Wasserbeständig
- Alkalisch (pilzhemmend)
- Längere Abbindung
- Rissanfällig bei zu schneller Trocknung
Geeignet für:
Feuchträume (Bad, Küche), Keller, Garagen
Kosten:
12-20 €/m² (Material + Arbeit)
Lehmputz
Eigenschaften:
- Natürlicher, ökologischer Baustoff
- Ausgezeichnete Feuchtigkeitsregulierung
- Schadstoffbindende Eigenschaften
- Reparierbar und recyclebar
- Nicht wasserfest
Geeignet für:
Wohnräume, besonders bei Allergikern
Kosten:
15-25 €/m² (Material + Arbeit)
Untergrundvorbereitung
Ein sauberer, tragfähiger Untergrund ist die Voraussetzung für dauerhaften Putz. Die Vorbereitung sollte sorgfältig durchgeführt werden.
Schritte der Untergrundvorbereitung:
- Prüfung: Tragfähigkeit, Ebenheit und Sauberkeit kontrollieren
- Reinigung: Staub, lose Teile und Verschmutzungen entfernen
- Ausbesserung: Risse und Löcher spachteln
- Grundierung: Je nach Untergrund Haftgrund auftragen
- Kantenschutz: Profile an Ecken und Kanten anbringen
Verschiedene Untergründe:
- Mauerwerk: Meist nur Reinigung erforderlich
- Beton: Haftgrund für bessere Haftung
- Gipskarton: Spezialgrundierung verwenden
- Altputz: Tragfähigkeit prüfen, ggf. entfernen
Verputztechniken
Die richtige Technik entscheidet über die Qualität des Endresultats. Verschiedene Verfahren eignen sich für unterschiedliche Anforderungen.
Einlagiger Putz (Dünnputz):
- Schichtdicke: 3-8 mm
- Anwendung: Auf ebenen Untergründen (Gipskarton, Beton)
- Vorteile: Schnell, kostengünstig
- Nachteile: Begrenzte Ausgleichsmöglichkeiten
Zweilagiger Putz:
- Schichtdicke: 10-20 mm
- Aufbau: Unterputz (Spritzbewurf) + Oberputz
- Anwendung: Standard bei Mauerwerk
- Vorteile: Guter Ausgleich von Unebenheiten
Dreilagiger Putz:
- Schichtdicke: 15-35 mm
- Aufbau: Spritzbewurf + Grundputz + Oberputz
- Anwendung: Bei sehr unebenen Wänden
- Vorteile: Maximaler Ausgleich, höchste Qualität
Werkzeuge und Materialverbrauch
Die richtige Ausstattung erleichtert die Arbeit erheblich. Qualitätsunterschiede bei Werkzeugen wirken sich direkt auf das Ergebnis aus.
Benötigte Werkzeuge:
- Rührquirl und Bohrmaschine
- Maurerkelle und Glättkelle
- Reibebrett und Schwammbrett
- Abziehlatte (2m Aluminiumlatte)
- Wasserwaage und Lot
- Sprühflasche für Nachfeuchtung
- Mörtelkübel (90-120 Liter)
Materialverbrauch (pro m²):
- Dünnputz 5mm: 5-7 kg/m²
- Grundputz 15mm: 15-18 kg/m²
- Oberputz 3mm: 3-4 kg/m²
- Grundierung: 0,1-0,2 L/m²
Schritt-für-Schritt Anleitung
Eine systematische Vorgehensweise garantiert gleichmäßige Ergebnisse. Arbeiten Sie bei Temperaturen zwischen 5°C und 25°C.
Grundputz auftragen:
- Mischen: Putz nach Herstellerangaben anrühren
- Auftrag: Mit Kelle von unten nach oben auftragen
- Verdichten: Putz andrücken und glätten
- Abziehen: Mit Abziehlatte überschüssigen Putz entfernen
- Nachbearbeitung: Oberfläche aufrauen für Oberputz
Oberputz auftragen:
- Vorbefeuchten: Grundputz leicht anfeuchten
- Dünner Auftrag: 2-4 mm Schichtdicke
- Glätten: Mit Glättkelle gleichmäßig verteilen
- Strukturieren: Je nach gewünschter Oberflächenstruktur
- Nachbehandlung: Langsam trocknen lassen
Oberflächenstrukturen
Die Oberflächengestaltung verleiht dem Putz seinen individuellen Charakter. Verschiedene Techniken ermöglichen unterschiedliche Effekte.
Beliebte Strukturtechniken:
- Filzputz: Mit Filzbrett geglättet, sehr feine Struktur
- Reibeputz: Mit Reibebrett strukturiert, mittlere Körnung
- Kratzputz: Mit Kratzbrett bearbeitet, grobe Struktur
- Rollputz: Mit Strukturrolle aufgetragen, gleichmäßige Musterung
- Spritzputz: Mit Bürste aufgespritzt, rustikale Optik
- Scheibenputz: Mit Scheibe geglättet, sehr glatte Oberfläche
Tipps für die Strukturierung:
- Werkzeug immer in gleicher Bewegung führen
- Nass-in-nass arbeiten für gleichmäßige Optik
- Bei größeren Flächen zu zweit arbeiten
- Ecken und Kanten zuerst strukturieren
Häufige Probleme und Lösungen
Auch bei sorgfältiger Arbeit können Probleme auftreten. Die meisten lassen sich jedoch vermeiden oder nachträglich beheben.
Problem: Rissbildung
Ursachen: Zu schnelle Trocknung, zu dicke Schicht, falsches Mischverhältnis
Lösung: Risse auskratzen, Grundierung, Nachputzen
Vorbeugung: Langsame Trocknung, richtige Schichtdicke beachten
Problem: Abkreiden/Absanden
Ursachen: Zu wenig Bindemittel, saugender Untergrund
Lösung: Festigender Grundierung, Überarbeitung
Vorbeugung: Untergrund grundieren, Mischverhältnis beachten
Problem: Ungleichmäßige Oberfläche
Ursachen: Ungleichmäßiger Auftrag, unterschiedliche Saugfähigkeit
Lösung: Schleifen und Nachputzen
Vorbeugung: Grundierung, gleichmäßige Arbeitsweise
Fazit
Die richtige Auswahl und fachgerechte Verarbeitung von Innenputz sind entscheidend für ein dauerhaftes und optisch ansprechendes Ergebnis. Mit der entsprechenden Vorbereitung und Technik lassen sich auch als Heimwerker sehr gute Resultate erzielen.
Für größere Projekte oder spezielle Anforderungen empfehlen wir jedoch die Beauftragung eines Fachbetriebs. Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Beratungsgespräch!